Der Landkreis Konstanz ist ländlich geprägt und für seine reizvolle Landschaft bekannt. Die Hälfte der Menschen wohnt in eher kleinen Gemeinden. Für sie hat das Auto für den Einkauf und die Teilhabe an kulturellen Veranstaltung eine große Bedeutung. Während in den städtischen Zentren die Mobilitätswende bereits voranschreitet, werden ländliche Regionen immer abhängiger vom eigenen Pkw. Besonders für Senioren ist das Auto unverzichtbar, weil selbst eine Verdopplung des Busverkehrs keine Lösung für die alltäglichen Erledigungen, Einkäufe und Kontakte bieten kann.
Der Kreisseniorenrat Konstanz sieht die Notwendigkeit, die Taktzeiten zu verkürzen und bezahlbare Fahr- und Begleitservices zu etablieren, die von der Kommune gefördert werden. Autonom fahrende Shuttlebusse können eine Lösung für die Zukunft darstellen.
Im ländlichen Raum liegen Einkaufszentren meist am Rand der Hauptgemeinde. Die Entfernung zu Fuß zum Einkaufen ist weit und je nach Wetter beschwerlich. Bei größerem Bedarf ist auch das Rad kein Ersatz für das Auto .Lieferdienste können den kleinen Plausch und die Freude an neuen Angeboten beim Einkaufen auch nicht ersetzen. Arztpraxen und Apotheken verschwinden im ländlichen Raum. Für im Alter mehr benötigte Therapien sind schon die Wege zur Bushaltestelle beschwerlich.
Zudem sind persönliche Kontakte heute nicht mehr nur auf einen Ort oder Ortsteil beschränkt. Der im ländlichen Bereich angebotene Stundentakt ist nicht attraktiv. Mancherorts fährt an Wochenenden nur ein Rufbus, zu dem man sich Stunden vorher anmelden muss.
Die Alternative zum privaten PKW ist Carsharing mit wohnortnahen Abstellplätzen, die ist aber wegen der geringen Nutzungszahlen in den Ortschaften nicht wirtschaftlich. Gerade ältere Menschen scheuen zudem häufig die Nutzung von ihnen fremden Fahrzeugen. Auch ergibt sich nicht immer eine passende Mitfahrgelegenheit über Nachbarn
oder andere Helfer.
Mit der Verkehrswende soll der öffentliche Nahverkehr zwar verdoppelt und der private Autoverkehr um ein Fünftel reduziert werden. Ein Vergleich der gefahrenen Kilometer pro Person mit dem Auto und dem ÖPNV Busverkehr zeigt die Herausforderung zum Erreichen der Ziele. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr weist für 2020 eine Verkehrsleistung von über 926 Milliarden Personenkilometern mit dem Auto aus und nur 44 Milliarden Personenkilometern, die mit dem öffentlichen Bus gefahren wurden. Das Auto ist das bei weitem dominante Verkehrsmittel im ländlichen Raum.
Autofahren erleichtert den Senioren den Alltag. Nicht zuletzt sichert es Selbständigkeit und Unabhängigkeit.. Der Anteil älterer aktiver Autofahrer steigt. Wie wichtig das Auto für Senioren ist, zeigt der Bestand von rund 165 000 zugelassenen PKW im Kreisgebiet, davon mehr als die Hälfte auf Bürger über 60 Jahre.
Die Mobilitätswende darf den ländlichen Raum nicht abhängen“, betont Harry Fuchs, Sprecher des Kreisseniorenrates Konstanz. Kürzere Taktzeiten werden nicht ausreichen, um die Attraktivität zu steigern. Projekte mit Bürgerbussen sollten unterstützt und gefördert werden und bezahlbare Konzepte für den Nahverkehr weiterentwickelt werden. ÖPNV Rufbusse, die den Fahrgast vor Ort abholen und an sein Ziel bringen, können den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr attraktiv machen.